Einfach menschlich

Bei dieser Idee geht es um den Erfahrungsraum jeder einzelnen Person und um das Feld, das wir dabei gemeinsam lebendig werden lassen. Deshalb sehe ich mich auch nur als Impulsgeberin, gleichzeitig als Mit-Lernende und als eine Teilhabende an dieser Erfahrung.

Als Führungsverantwortliche im faszinierenden Feld einer Unternehmenskultur habe ich inspirierende Erlebnisse mit einem gemeinsamen Inne-Halten machen dürfen. Wenn wir in Kontroversen und emotional aufgeladenen Sitzungen mit dem Ton einer Klangschale eine Minute der Stille und des sich Wieder-Anschließens an unsere gemeinsame Ausrichtung eingeläutet haben, konnte der weitere Gesprächsverlauf meist konstruktiver, friedlicher und weniger polarisierend geführt werden.

Voller Begeisterung schrieb ich an den damaligen Bundestags-Präsidenten und schlug ihm vor, dieses Experiment auch in politischen Sitzungen auszuprobieren. Die Umsetzung steht noch aus, könnte aber wahrscheinlich atmosphärische Veränderungen bewirken. Wie wäre es, wenn eine für die Moderation und Struktur verantwortliche Person eine aufheizte oder aggressive Stimmung mit einer freundlichen Einladung unterbrechen würde: “Ich bitte Sie, für eine Minute des Schweigens innezuhalten, und sich an unseren gemeinsamen Auftrag und unser gemeinsames Anliegen zu erinnern. Vielen Dank.”

Zu dieser Haltung gibt es einen wunderschönen Text aus indianischer Weisheit:

Ich habe ein Lied und du ein anderes.
Jeder hat ein Lied.
In der Schatzkammer Seele liegt ein Psalm verborgen,
den singt man nicht laut.
Du und ich wir dürfen ihn inwendig zum Klingen bringen, eine Saite spannen vom Herzen zum Verstand.
So singen wir die Welt leise zum Himmel empor.